Frank Jessen ist der neue Quartiersmanager für die Soziale Stadt Gladbach & Westend. Im Interview erläutert der Diplom-Soziologe, wie er mit den Menschen ins Gespräch kommen will.
Herr Jessen, Sie haben als Quartiersmanager bereits in Goslar, Garbsen Quackenbrück und in der Viersener Südstadt Erfahrungen sammeln können. Was ist Ihnen besonders wichtig?
Wir arbeiten vor Ort immer im Team. Hier sind neben mir noch Stephanie Schoenen und Stefan Sturm im Quartier unterwegs. Wir sind Ansprechpartner für alle, die sich mit Ideen und eigenem Engagement an der Entwicklung ihres Quartiers beteiligen wollen. Wir möchten die Menschen im Quartier mitnehmen und einen offenen Dialog über die eigenen Potenziale Gladbachs und des Westends anstoßen, gemeinsam mit den Akteuren im Quartier nutzen und weiterentwickeln. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass wir die Akteure und Netzwerke, die sich in ihrem Stadtteil bereits engagieren, aktiv einbinden und unterstützen. Stadtentwicklung ist vor allem dann fruchtbar, wenn sie auch von unten nach oben erfolgt. Hier gibt es erfreulicherweise viele Akteure, die mit viel Engagement und Herzblut dabei sind und in der Vergangenheit schon viel bewegt haben
Können Sie Beispiele nennen?
Die Initiative im Gründerzeitviertel, das Westend-Netzwerk oder die Altstadtinitiative. Letzte Woche fand zum sechsten Mal der gemütliche Floh- und Straßenmarkt in der Altstadt statt. Im März hat die Initiative beim Frühjahrsputz die Parks, Grünflächen und Straßen im Quartier gesäubert. Der Club der Wirte ist ein weiterer Zusammenschluss, der viel bewegt. Gemeinnützige Projekte wie die Kulturküche mit ihrem kulturellen und gastronomischen Angebot zeigen, dass die Altstadt weitaus mehr zu bieten hat als ein Nachtleben. So stelle ich mir ein gesundes Quartiersleben vor: Wir wollen Angebote für alle Zielgruppen schaffen.
Das Leben in der Altstadt mag pulsieren, aber der Leerstand ist ein Problem…
… und damit wollen wir uns auseinandersetzen. Wir unterstützen den Stadtteilkoordinator und die Initiative Altstadt beispielsweise bei der Realisierung des Projektes Vakanz, bei dem durch Kunstprojekte auf die Potenziale von leer stehenden Objekten hingewiesen und für diese gleichzeitig Werbung gemacht werden kann. Wir werden uns noch dazu mit den Akteuren unterhalten, wie ein maßgeschneidertes Leerstandsmanagement aussehen kann.
Andere Bereiche gehören ebenfalls zum Fördergebiet. Welche Schwerpunkte setzen Sie hier?
Die Westend-Promenade ist als städtebauliches Projekt ein Anker für die Quartiersentwicklung im Westend. Die Bevölkerungsstruktur ist bunt gemischt, die Lage zentral. Ein weiterer Schwerpunkt für eine städtebauliche Entwicklung ist der Hans-Jonas-Park. In zentraler Lage gibt es ein Kleinod, das mit Angeboten vielleicht neu bespielt werden kann. Dieser Park hat einen hohen Naherholungs- und Freizeitwert. Dann steht noch die Gestaltung des Platz der Republik auf der Tagesordnung. Hier gilt es, Angsträume zu beseitigen und den Platz mit städtebaulichen Maßnahmen wiederzubeleben. Zu allen drei Projekten der Stadtentwicklung wird es Beteiligungsprozesse geben, um eine Vielzahl von Menschen in die Planung einzubeziehen.
Ein wichtiger Bestandteil der Quartiersarbeit sind die sozialen Projekte für Anwohnerinnen und Anwohner. Wie wollen Sie mit den Menschen ins Gespräch kommen?
Wir haben das Ziel, unsere Erfahrungen in die Begleitung integrativer Prozesse und Seminare mit einfließen zu lassen und gemeinsam mit den Zusammenschlüssen vor Ort eine passgenaue Lösung unter Einbeziehung vorhandener Ressourcen zu entwickeln. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, unterschiedliche Kulturen, Milieus und Generationen zu einem langfristigen und ergebnisorientierten Dialog zusammenzuführen. Das erreichen wir mit Angeboten, die auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet sind. Im Innenstadtbereich ist der Migrationsanteil recht hoch. Daher wollen wir Integration stärken. Geplant sind Projekte, bei denen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und/oder Fluchterfahrung zusammengebracht werden. Darüber hinaus hoffen wir auf hochmotivierte Anwohnerinnen und Anwohner, die eigene Ideen mitbringen. Die finanziellen Mittel sind vorhanden: Der Fonds Aktive Mitwirkung unterstützt Privatpersonen und Vereine in ihrem bürgerschaftlichen Engagement. Der Verfügungsfonds wiederum fördert vor allem investive Projekte zur Aufwertung der Innenstadt. Wer für seinen Stadtteil etwas bewegen will, kann auf uns zukommen. Wir beraten Sie gerne, was möglich ist und wie Ideen erfolgreich umgesetzt werden können. Kommen Sie doch einfach mal im Quartierbüro vorbei.