studio grüngrau GmbH, Düsseldorf
Verfasser: Prof. Thomas Fenner
Mitarbeiter: Lisa Aenstoots, Anisa Avduli, Tristan Scheppach, Binyang Xie
Fachplaner:
Die Planungsidee für den Johann-Peter-Boelling-Platz
Nutzung
Am Johann-Peter-Boelling-Platz ist das Ziel, durch weitreichende Flächenentsiegelung einen lebendigen, nutzbaren und klimaangepassten Stadtraum zu schaffen. Im Zentrum der neuen Stadtoase entsteht ein grün geprägter Rückzugsort mit vielfältiger Bepflanzung – ein Ort der Entspannung und Begegnung. Ergänzend werden Spielflächen und Bewegungsräume für Kinder und Jugendliche integriert, wodurch ein generationenübergreifender Treffpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen wird.
Die große Wiese vor dem Museum bleibt erhalten, wird aber durch klimaangepasste Bepflanzung und neue Wege aufgewertet. Von hier aus sind die beiden Skulpturen „Steam“ und „Garage 2009“ sichtbar, während sich der Platz zum Museum öffnet.
Urban Gardening und ein weiterer Spielbereich ergänzen das Nutzungsangebot. Der ehemalige Parkplatz hinter dem Haus Erholung wird zu einem Park erweitert, der den Hans-Jonas-Park fortsetzt.
Mobilität
Die Erschließung wurde grundlegend neu organisiert. Der Johann-Peter-Boelling-Platz ist direkt an die umliegenden Kulturinstitutionen angebunden. Der Höhenversprung zum Haus der Erholung wird baulich überwunden und es wird ein fließender Übergang zum Hans-Jonas-Park geschaffen. Die Orientierung im Stadtraum wird durch klare Raumkanten, gezielte Blickbeziehungen und ein innovatives Beleuchtungskonzept unterstützt. Eine polygonale Einbahnführung umgibt die zentrale Stadtoase und schafft klare Bezüge zwischen den drei benachbarten Institutionen. Diese erlaubt eine einfache Anbindung an alle angrenzenden Straßen – auch für Anlieger-, Schul- und Lieferverkehre. Die Einfahrt zur Tiefgarage wurde an das Gebäude von Peek & Cloppenburg verlegt, um den Platzraum zu optimieren. Der Aufzug ist in die Stadtoase integriert, um einen sicheren Ein- und Ausstieg zu gewährleisten. Eltern können ihre Kinder direkt und sicher am HUMA absetzen. Die neue, verlängerte Verkehrsführung entlastet die „Drop-Off“ Situation zu Schulbeginn deutlich.
Materialität
Das bestehende Pflaster im Segmentbogenverband wird erhalten, jedoch gestalterisch überarbeitet. Die dunklen Grenzstreifen werden durch helle Pflastersteine aus wiederverwendetem Material ersetzt, was zu einem freundlicheren Gesamtbild führt und Ressourcen schont. Entlang der Gebäudekanten sorgt ein 3 Meter breiter, ebener Streifen aus hochwertigem Basalt-Naturstein für barrierefreie Zugänge. Die Fahrspur wird durchgehend im Segmentbogenverband gepflastert und durch eine Naturstein- Entwässerungsrinne optisch eingefasst.
Ausstattung
Sitzgelegenheiten und Ruhezonen fördern Begegnung und Kommunikation. Die Bänke in der Stadtoase bestehen aus naturbelassenen Holzstämmen in organischer Form. Die Sichtbarmachung der historischen Stadtmauer und Tore im Boden verankert die Geschichte im Stadtraum. In der Krichelstraße wird die historische Stadtmauer durch einen Streifen aus Backsteinpflaster sichtbar gemacht, ergänzt durch eingelassene Platten aus Messing mit Informationen zur Mauer. Die Beleuchtung folgt dem empfohlenen Lichtkonzept und sorgt für Ausleuchtung, vermeidet Angsträume und fördert so die Aufenthaltsqualität auch in den Abendstunden.
Nachhaltigkeit und Regenwassermanagement
Am Johann-Peter-Boelling-Platz wird die Versiegelung reduziert und durch extensive Vegetation, schattenspendende Bäume und Wildblumen ersetzt. In Kombination mit seltenen Baumarten entsteht ein spannungsvoller Dialog zwischen Natur und Kunst.
Großflächige Pflanzzonen nehmen Regenwasser auf, ermöglichen Versickerung und tragen zur Verdunstung bei. Die Baumpflanzungen sorgen für Schatten und verbessern das Mikroklima. Das zentrale Wasserspiel in der Stadtoase unterstützt die thermische Entlastung zusätzlich. Zudem wird dem Platz ein deutlich höherer Anteil an Grünflächen hinzugefügt, was nicht nur die Grünverbindungen im Stadtraum sichtbarer macht, sondern auch zur Förderung der Biodiversität beiträgt und die Regenwasserversickerung verbessert. Damit leistet die Gestaltung einen aktiven Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit und zur langfristigen Resilienz des urbanen Freiraums.


