NUWELA München
Verfasser: Michael Wenzel, Julian Numberger
Mitarbeiter: Tobias Hoffmann, Lara Brenzing, Pia Winder
Fachplaner:
Die Planungsidee für den Johann-Peter-Boelling-Platz
Das Tor zum Stadtbalkon
Von der Hindenburgstraße herkommend nach Süden gelangt man auf den Johann-Peter-Boelling-Platz. Dieser liegt am zentralen nördlichen Eingang zum weitläufigen Parkband von Mönchengladbach, dem sogenannten Kulturhügel. Begrenzt wird der Platz durch öffentlichkeitswirksame bauliche Strukturen wie dem Museum Abteiberg, dem Stiftischen Humanistischen Gymnasium Mönchengladbach (HUMA) und dem Haus der Erholung. Er fungiert als räumliches Scharnier innerhalb des kulturellen und grünen Ensembles des Kulturhügels, indem er sich nach Westen zum Hans-Jonas-Park hin öffnet, im Westen zum Abteiberg führt und über die Krichelstraße an die Einkaufspassage Hindenburgstraße und den Alten Markt grenzt.
Aus seiner räumlichen Relevanz heraus, soll der heute noch von Verkehr und Erschließung geprägte Ort im Entwurf eine neue Definition als alltagsgerechter Vorplatz der angrenzenden öffentlich-repräsentativen Nutzungen erhalten und gleichzeitig den Eingang zum Kulturhügel der Stadt akzentuieren. Der Johann- Peter-Boelling-Platz als Tor zum Stadtbalkon.
Nutzungsgerechte Vorzonen zur Belebung des „Vieleskönners“
Die angrenzenden öffentlich-repräsentativen Nutzungen des Stiftischen Humanistischen Gymnasiums, dem Haus der Erholung sowie das Museum Abteiberg erhalten daraus eine neue Adresse und den Nutzungen entsprechende Vorbereiche mit gesteigerter Aufenthaltsqualität.
Das Haus der Erholung erhält für seine vielfältigen Nutzungen und kulturellen Veranstaltungen eine bedarfsgerechte Vorzone: Ob beim Sektempfang einem frisch vermählten Brautpaar gratulieren oder bei Häppchen einer Folgediskussion aus dem Kongress beiwohnen. Eine Rampenführung zum Haupteingang hin macht diesen frequenzreichen Ort inklusiv und barrierefrei zugänglich. Die Stufen zum tieferliegenden Platz gerichtet, laden zum Verweilen, Beobachten und Aufhalten ein.
Auch die HUMA erhält durch die neudefinierte und verkehrsbefreite Vorzone ihre entsprechende Adressierung als städtischen Treffpunkt. Die Bestandbäume werden um Neupflanzungen ergänzt und bilden damit ein schattenspendendes Dach für den neuen konsumfreien Ort, vor, während und nach dem Schulbetrieb. Auch hier sammeln versickerungsfähige Bereiche anfallendes Regenwasser auf und versickern es verzögert in den nicht unterbauten Bereichen.
Ein kleiner Kiosk für den Snack in der Mittagspause oder den schnellen Durst zwischendurch auf dem Kulturhügel ist ein weiterer Anzugspunkt für den Platz. Er integriert zudem den barrierefreien Zugang zur unterirdischen Tiefgarage charmant und wird um eine kostenfreie öffentlich zugängliche Toilette ergänzt.
Westlich des Platzes befindet sich die potenzielle Erweiterungsfläche des Museums. Der Entwurf sieht die Qualität dieser flachen, öffentlich zugänglichen Grünfläche als Aneignungsort, Treffpunkt oder Spielwiese nahe des Schuleingangs.
Die Kombination aus konsumfreien Orten und kleineren Zusatzangeboten, wie dem Kiosk oder der Kleingastronomie an der Krichelstraße, machen den Ort zu einem durchmischten Transfer- und Verweilort mit hoher sozialer Kontrolle.
Johann-Peter-Boelling-Platz als Bindeglied im Gefüge
Der dezentrale Platz fungiert als Eingang und Bindeglied zum südlich gelegenen Kulturberg. Westlich vorbei an der rückwertigen Wiese des Museums Abteiberg, entlang des Spatzenweges, leitet der Platz über zum malerisch angelegten Abteigarten des Museums mit dem Münster St. Vitus, dem Rathaus und seinem Skulpturengarten mit einer Vielzahl freiräumlicher Ruhezonen.
Im Osten leitet der Johann-Peter-Boelling-Platz den Zugang zum Hans-Jonas-Park ein, welcher – konträr zum Abteiberg – sportliche, laute und aktivierende Raumaneignungen zulässt. Durch die Verlegung der südlichen Parkplätze des Hauses der Erholung wird sowohl der Verkehr über den Platz reduziert als auch der historische grüne Außenbereich des Veranstaltungsorts mit dem Park verknüpft.
Auszug aus der Beurteilung durch das Preisgericht
Der Arbeit gelingt es, den heterogenen Johann-Peter-Boelling-Platz über ein schlüssiges Gesamtkonzept angemessen zu programmieren. In Anlehnung an die teilentsiegelte Intarsie des Alten Markts entsteht ein ruhiger Aufenthaltskern unter schattenspendenden Gehölzen, eingebettet in stark durchgrünte Randbereiche. (…)
Auf dem zentralen Baumplatz entsteht mit gezielter Möblierung, etwa der großen Picknickbank, ein multifunktionaler Treffpunkt für alle Generationen. (…)
Die Gestaltung geht konsequent mit der Topografie um, wertet den Eingangsbereich des beliebten Haus Erholung auf und schafft Raum für Aufenthalt und Begegnung – auch mit gastronomischem Potenzial. (…)
Insgesamt leistet die Arbeit einen funktional wie gestalterisch überzeugenden Beitrag für den Johann-Peter-Bölling-Platz. Die vielfältige Materialwahl und die stark trennende Wirkung der Abteistraße führen jedoch zu einer unnötigen Zergliederung des Gesamtraums.


