GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB, Kassel
Verfasser: Katrin Mauer
Mitarbeiter: Deniz Akman, Phan Do, Phillipp Schäfer, Zhenya Yurchick, Sara Abosekina
Fachplaner:
Die Planungsidee für den Johann-Peter-Boelling-Platz
Nutzungs- und Gestaltungskonzept
Der Johann-Peter-Boelling-Platz wird als grüner Kulturcampus im Kontext von Museum, Schule und dem Haus der Erholung neu gedacht. Der Entwurf folgt der Idee eines ruhigen, offenen Stadtplatzes, mit eher parkähnlichem Charakter und einer hohen sozialen Qualität. Nutzungsfreiheit steht hier im Vordergrund – konsumfreie Aufenthaltsflächen, Rückzugsräume und multifunktionale Freiflächen und Bewegungsangebote im Grünen prägen das Bild.
Die Gestaltung orientiert sich an der Topografie des Abteibergs, so dass anfallendes Regenwasser durch das natürliche Gefälle in die Grünflächen laufen kann. Gezielte Baumstellungen stärken und akzentuieren die Sichtbezüge zwischen den jeweiligen öffentlichen Einrichtungen.
Der Raum erfährt eine intensive Begrünung und die versiegelten Flächen werden auf ein Minimum reduziert. Innerhalb der Grünflächen entstehen Aufenthaltsorte und Räume, die sich in unterschiedliche Nutzungszonen gliedern: Bildung, Kultur, Aufenthalt, Bewegung. Temporäre kulturelle Nutzungen – Ausstellungen, Schulprojekte, Kunstaktionen, Sportflächen – sind ebenso vorgesehen wie alltägliches Sitzen, Verweilen oder informelles Spiel.
Vegetation
Neue Baumpflanzungen strukturieren den Platz und bieten klimatische Entlastung. Das Bestandsgrün wird integriert und ergänzt. Die Artenwahl berücksichtigt sowohl Trockenresilienz als auch Biodiversitätsförderung.
Blühflächen und extensive Pflanzstreifen sorgen für eine ökologische Aufwertung und schaffen Verbindungen zu den angrenzenden Grünräumen. Die Pflanzkonzeption ist dabei pflegeleicht, saisonal attraktiv und klimaresilient. Bodendeckende Pflanzen erlauben auch das Betreten der Grünflächen, so dass sich Räume umgeben von Grün ergeben.
Ausstattung
Das Möblierungskonzept setzt auf modulare Sitzinseln, kombinierbare Liegeflächen und informelle Sitzränder. Einzelne Elemente (z. B. Podeste) dienen zugleich als Bühnen für kleine kulturelle Veranstaltungen oder Workshops im Freien. Ergänzt wird die Ausstattung durch Fahrradbügel, taktile Bodenindikatoren sowie integrierte Beleuchtungselemente.
Der Fokus liegt auf Offenheit und Flexibilität. Es entstehen Räume für junge Menschen, Kulturpublikum, Spaziergänger:innen und Gäste – ohne Zwänge, aber mit Charakter.
Beleuchtung / Illumination
Die Beleuchtung wird in enger Abstimmung mit dem Nutzungskonzept entwickelt. Kugelleuchten entlang der Wegeachsen werden erhalten oder durch moderne, blendfreie Mastleuchten ersetzt. Die Illumination betont insbesondere die Sichtachsen zu den kulturellen Einrichtungen, sorgt für Sicherheit und strukturiert den Raum dezent auch nachts.
Materialität
Das bestehende Kleinsteinpflaster wird aufgenommen und in Aufenthaltsbereichen erneut eingebracht. Kleinere Wege zwischen den Grünflächen erhalten eine grüne Fuge, in denen das Regenwasser versickern kann. Auf den Plätzen mit repräsentativem Charakter, zum Beispiel vor dem Gymnasium, werden große Platten verlegt.
Die Oberflächen folgen einer barrierearmen Gestaltung und werden so weit wie möglich durch wiederverwendetes Material hergestellt. Höhenversätze werden vermieden und Materialien nach Nutzung differenziert, ohne die optische Einheit des Platzes zu verlieren. Kunstwerke im Bestand bleiben integriert und werden angemessene inszeniert.
Verkehrsführung
Der Platz wird weitestgehend autofrei konzipiert. Die Erschließung für Museum, Haus der Erholung und Feuerwehr bleibt gewährleistet, erfolgt jedoch über rückwärtige Zufahrten. Die neue Tiefgaragenzufahrt wird weiter nach Norden verlegt und reduziert so die Beeinträchtigung des Platzes. Der Raum für den MIV wird so weit wie möglich reduziert, die Erreichbarkeit des Parkhauses und der Tiefgarage dabei aber nicht eingeschränkt. Eine Haltebucht vor der Schule wird nicht vorgesehen, um längeres Parken hier zu vermeiden.
Eine geordnete Verkehrsführung entschärft die bisherige Konfliktsituation mit Elterntaxis am Gymnasium. Fahrrad- und Fußverkehr werden klar priorisiert und sicher geführt.
Umgang mit Niederschlagswasser
Das Entwässerungskonzept basiert auch in diesem Bereich auf dezentraler Rückhaltung und kontrollierter Versickerung. Die großflächige Entsiegelung schafft Raum für Versickerung, Verdunstung und Regenwasserrückhaltung. Mulden innerhalb der Pflanzflächen halten anfallendes Regenwasser zurück. Bei Starkregenereignissen wird das überschüssige Wasser in Rigolen geleitet, deren Notüberlauf an den vorhandenen Kanal angeschlossen wird. Das Regenwasser steht so wesentlich länger und nachhaltiger vor Ort zur Verfügung.
Die bepflanzten Flächen arbeiten als blau-grüne Infrastruktur und tragen aktiv zur Klimaanpassung bei. Der Platz wird zum Vorbild für nachhaltige Stadtentwicklung und zukunftsfähige Platzgestaltung.


